The Snuts: «Unsere Herzen sprechen in schottischem Akzent»

Interview mit The Snuts
Bildquelle: 
Pressefoto / Parlaphone, Warner Music

Von Thomas Hügli, mit Unterstüzung von Jessica Houghton

 

Empfangen werden wir von Jack «The Snut» Cochrane. Was der Spitzname bedeutet, weiss keiner mehr so genau. Jack ist die Stimme und das Herz der Band und frei übersetzt bedeutet Snut die Schnauze, eine geniale schottische Schnauze. Auf der Couch im Tour-Bus, während vieler Wochen das mobile Zuhause der Band, machen wir es uns bequem mit Jack. Vor uns sitzt ein eloquenter junger Mann, der von seinem Erscheinungsbild rasch auf Jon Lennon schliessen liesse. Im Handumdrehen haben wir alle eine Flasche Bier vor uns stehen und prosten uns zum Aufwärmen ins Interview zu.

 

Jack, die Queen ist gestorben. Was hattet oder habt ihr für eine Einstellung und Beziehung zum Königshaus, zur Monarchie?

 

Oh, wow, eine schwere Frage gleich zu Beginn. Also weisst du, natürlich tut es mir sehr leid. Denn jemand hat seine Mutter, seine Grossmutter verloren. Das ist natürlich schade, aber es ist nicht weniger tragisch als all die Menschen, die zum Beispiel in der Flut in Pakistan umgekommen sind oder Leute, die in den Strassen von Glasgow an einer Überdosis Drogen gestorben sind. Es kommt auch darauf an, wie die Menschen in Grossbritannien aufwachsen, mich auf jedenfalls hat das Königshaus nie besonders berührt in meinem Leben. Ich denke, ich spreche da auch für die Jungs. Es beschäftigen uns viele andere Dinge, die uns herum auf der ganzen Welt geschehen.

 

Warum seid ihr gerade mit dem Album «W.L.» sehr bekannt geworden und auf Platz 1 in den Charts gelandet? Was ist es was die Leute hören wollen?

 

Weisst du, wir machen unsere Musik schon sehr lange. Lange bevor wir unsere erste Platte aufgenommen haben. Es war uns immer wichtig, dass wir uns mit den Leuten auf einer emotionalen Ebene verbinden können. Je authentischer und ehrlicher wir sind mit unserer Musik, desto mehr können uns die Leute verstehen und unsere Musik wirklich wahrnehmen und sich mit uns verbinden.

 

Sind eure Songs, eure Texte auch patriotisch? Wie zum Beispiel im Song «Glasgow»?

 

Nein, ich denke, es ist nicht spezifisch nationalistisch oder patriotisch, was wir singen. Es geht in unseren Texten mehrheitlich darum, die Kultur zu feiern, die wir Jungs gemeinsam haben und unsere Herkunft ins Narrative zu bringen.

 

Wie wichtig war eure Kindheit, um Musiker zu werden? Fühlte es sich wie in eurer Kindheit an, als ihr euer Video zu «Proper» auf den Bäumen eines kleinen Wäldchens aufgenommen habt?

 

Ja Mann, das erinnerte uns tatsächlich an unsere Kindheit als wir aufgewachsen sind in unserer durchaus beschaulichen Gegend, umgeben von Wald und Wiesen. Unsere Kindheit haben wir mehr dort draussen verbracht als auf Fussballplätzen und solchen Sachen. Die Musik hat uns alle sehr früh erfasst und uns zusammengeschweisst und in den Wäldern konnten wir unseren Gefühlen freien Lauf lassen.

 

The Snuts - «Knuckles»

 

 

Wie fühlst du dich, wenn du alleine unplugged und solo singst wie zum Beispiel in «Six old things». Wäre auch ein Alleingang für dich ein Weg in deiner weiteren Karriere oder bleibt es bei The Snuts?

 

Ja, es ist immer The Snuts. Wir sind beste Freunde, waren es schon immer und werden es auch für immer bleiben. Wenn wir was alleine machen und davon begeistert sind, dann ist das erste was wir machen, dies mit allen zu teilen und gemeinsam musikalisch und emotional weiterzuentwickeln.

 

Du singst mit einem schottischen Akzent. Ist das beabsichtigt?

 

Ja, denn wir denken, dass es nicht wichtig ist, woher wir kommen und wollen uns deshalb auch nicht verbiegen. Wir machen Musik von Herzen und unsere Herzen sprechen nun mal in einem schottischen Akzent.

 

Im Song «Supper» unterscheidet sich euer Stil von anderen Songs. Ist Indie Rock nicht immer dasselbe?

 

Nein, definitiv nicht. Unsere Songs unterscheiden sich alle voneinander und wir bleiben auch nicht nur bei einem Genre hängen, was uns auch immer wieder Lust auf mehr macht. Ich finde es sehr wichtig, dass eine Band sich immer wieder wie berauscht von ihrer Musik fühlt, das führt zu mehr Vielseitigkeit und Abwechslung. Wir arbeiten mit unterschiedlichen Vibes und Energien, das treibt uns voran.

 

Wo möchtest du mit The Snuts in zehn Jahren sein?

 

In den nächsten zehn Jahren möchte ich mit den Jungs an viele Orte zurückkehren, an denen wir bereits aufgetreten sind. Ich wünsche, dass wir uns immer weiterentwickeln und nie irgendwelche Schritte zurück machen, dass wir uns musikalischen Veränderungen hingeben und auch bereit sind für ganz grosse Bühnen. Heute Abend übrigens werden die Leute einige neue Songs zu hören bekommen.

 

 

Bäckstage Redaktion / Do, 22. Sep 2022